Archiv der Kategorie: Presseartikel

[AZ] Opfern eine Stimme geben

Stadtrundgang vom Bündnis gegen Rechts / Wege gegen das Vergessen

Die Rede wird sein von der „Möbelwagenschlacht“, „Der Ermordung des polnischen Zwangsarbeiters Heinrich Wieszcecynskis“ oder der „Verfolgung, Vertreibung und Beraubung des Unternehmers Hermann Benjamin“:

Dies sind einige der Kapitelüberschriften aus dem neu erschienen Buch „Uelzen im Nationalsozialismus, Wege gegen das Vergessen – Täter und Opfer“, das vom Bündnis gegen Rechts Uelzen in zweijähriger Arbeit erstellt wurde.

Am Sonntag, 29. September, 15 Uhr, werden einige der Autoren im Rahmen eines Stadtrundgangs aus dem Buch vorlesen. Der zweistündige Rundgang, zu dem keine Anmeldung erforderlich ist, beginnt am Hammersteinplatz und endet am Kriegerdenkmal auf dem Herzogenplatz.

Auch Uelzen hat bei der Verfolgung, Vertreibung und Ermordung vieler Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus eine Rolle gespielt und immer wieder werden neue Details darüber bekannt. Die Autoren haben die Lebensgeschichten unter anderem der Uelzener Familien Plaut und Becker sowie verschiedenste Einzelschicksale recherchiert und dabei immer wieder beklemmende Dinge erfahren.

Da ist zu lesen, wie Menschen denunziert und wegen kleinster Vergehen brutalst bestraft werden. Da machen sich Misstrauen und Hass in der Gesellschaft breit.

Dieses aufzuzeigen, hat sich das Bündnis gegen Rechts zur Aufgabe gemacht. Und so wird beim Stadtrundgang Geschichte noch einmal lebendig werden – offen und schonungslos. Doch es geht in dem Buch nicht allein darum, die Opfer zu beklagen, sondern auch Täter zu benennen.

„Anlass, die Lebensgeschichten aufzuschreiben und sie in einen größeren Zusammenhang zu stellen, war die Diskussion um Bürgermeister Farina vor gut zwei Jahren,“ sagt Dieter Thiel, einer der Autoren des Buches, und er fügt hinzu: „Wir möchten mit unserem Rundgang durch Uelzens Geschichte den Menschen eine Stimme geben, die hier durch Leid und Verfolgung gegangen sind.“

Quelle:
http://www.az-online.de/lokales/landkreis-uelzen/uelzen/opfern-eine-stimme-geben-3124156.html

PM: Präsentation des Buches »Wege gegen das Vergessen«

Das Cover zeigt einen Aufmarsch in der heutigen Lüneburgerstraße

Das Cover zeigt einen Aufmarsch in der heutigen Lüneburgerstraße

Die Präsentation des Buches »Wege gegen das Vergessen«, in dem der Schwerpunkt für Uelzen vor allem im Bereich Täter und Opfer dargestellt wird, war mit fast 20 Gästen eine eindrucksvolle Veranstaltung. Obwohl beim Uelzener Bündnis gegen Rechts die Enttäuschung zu spüren war, dass von den Parteien keine Vertretung anwesend war.

Nachdem dargestellt wurde, wie wichtig es ist, dass wir die Vergangenheit aufarbeiten müssen, um nicht wieder in eine rechtsextreme Falle zu geraten, wurden einige Zitate aus der Zeittafel vorgelesen.

Vor allem diese Zitate aus der Zeittafel von 1933 – 1945 in der die Uelzener Geschichte der Nazizeit der gesamtdeutschen Geschichte gegenübergestellt worden ist, machten betroffen. So eindeutig war vielen die Nazi-Haltung von einigen Uelzenern nicht bewusst. Weiterlesen

[taz] Ungerecht behandelt?

POLIZEI VOR GERICHT

War das Vorgehen der Bundespolizei auf dem Bahnhof von Uelzen am 2. Juni vorigen Jahres rechtswidrig? Diese Frage muss das Verwaltungsgericht Hannover ab Montag klären, nachdem zwölf Betroffene geklagt haben. Wie konnte es dazu kommen, dass eine Gruppe von 40 jungen Göttinger Antifaschisten, die an einem Protest gegen einen Neonazi-Aufmarsch in Hamburg teilgenommen hatten, von der Bundespolizei festgesetzt wurde, während 100 rechtsextreme, sogenannte „Autonome Nationalisten“ zu ihrem Anschlusszug ins Ruhrgebiet eskortiert worden sind? „Eine derartig perfide Vorgehensweise und Behandlung mit zweierlei Maß ist bisher beispiellos“, sagt der Göttinger Anwalt Sven Adam.

Der 2. Juni 2012 war kein guter Tag für Nazis: Mehr als 9.000 Menschen hatten die Marschroute am „Tag der deutschen Zukunft“ in Hamburg blockiert. Obwohl die Polizei versuchte, eine Alternativroute frei zu bekommen, musste der Marsch abgebrochen werden. Die Rechten wurden in S-Bahnen gestopft und am Hauptbahnhof in Züge in ihre Heimat gesetzt.

In Uelzen empfing die Bundespolizei den Zug aus Hamburg, in dessen hinteren Abteilen sich auch linke Teilnehmer befanden, die nach Göttingen weiterfahren wollten. Die Bundespolizei versuchte, beide Lager zu trennen und begleiteten die Neonazis auf ein Gleis Richtung Ruhrgebiet. Dennoch ist ein Rechter durch ein Wurfgeschoss schwer verletzt worden. Die linke Gruppe ist daraufhin erkennungsdienstlich behandelt worden und bekam einen Platzverweis, sodass sie nicht mehr nach Göttingen weiterfahren konnte.

Lange hielt die Bundespolizei Akten und Videomaterial unter Verschluss. Denn es stellte sich heraus, dass der Flaschenwurf nicht aus dieser Gruppe gekommen war, sondern von einem anderen Bahnsteig und vielleicht sogar aus der rechten Szene selbst.

Quelle:
http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?dig=2013%2F06%2F29%2Fa0125

Zum Thema: Pressemitteilung zum Verfassungsschutzbericht 2012

[AZ] Leserbrief: Gedenken mit fadem Beigeschmack

Leserbrief zum Artikel „Vor den Augen von Nachbarn“ über die Gedenkveranstaltung zum Schicksal der Uelzer Familie Becker im Nationalsozialismus, AZ vom 13. Mai:.

„Gedenken hat etwas damit zu tun, dass etwas anders und neu werden kann“, sagte Pastor Reinhard Klingbeil in seiner Grußbotschaft an die Gäste der Gedenkveranstaltung. Ob er das auch pro domo meinte, daran sind Zweifel angebracht.

Ob Klingbeil sich am 11. Mai 2013 oder kurz davor bereits, als er den im Rathaus abgewiesenen Antragstellern der Gedenkveranstaltung das Martin-Luther-Haus anbot, an sein und das Nein des Kirchenvorstandes von St. Marien erinnert hat, als er der Initiative „Keine Nazi-Straßennamen in Uelzen“ im Juni 2010 schriftlich mitteilte, die Kirche sei nicht bereit, die Forderung nach Umbenennung der Farina- und Seebohmstraße zu unterstützen? Außerdem grenzte sich Klingbeil in seiner Grußbotschaft an die Gäste im Martin-Luther-Haus gleich zweimal von jenen Menschen ab, die sich öffentlich darüber aufgeregt hatten, dass die NS-Täter Farina und Seebohm jahrelang durch Straßennamen geehrt wurden und dass Uelzens heutiger SPD-Bürgermeister Lukat lange Zeit alles tat, sie in einem günstigen Licht erscheinen zu lassen, bis hin zu dem jüngsten Skandal, dem „Bündnis gegen Rechts“ den Rathaussaal für die Gedenkveranstaltung mit der Rückendeckung sämtlicher, im Stadtrat vertretenen Parteien, zu verweigern. Sich darüber, nicht nur hinter vorgehaltener Hand, sondern auch öffentlich aufzuregen, soll nicht menschlich verständlich sein, Herr Pastor?

Versöhnung mit Steigbügelhaltern des NS-Regimes, mit Geschichtsklitterern, mit Sub–alternen in Uelzens Rathaus und andernorts, die Antifaschisten und Demokraten behindern und ausgrenzen, weil sie, wie das „Bündnis gegen Rechts“, einen „politischen Anstrich“ haben, darf es so lange nicht geben, wie sie auf der Richtigkeit ihres reaktionären Denkens beharren oder es mit formalistischen Argumenten kaschieren.

Das politische Koordinatensystem der Veranstalter der Gedenkveranstaltung scheint etwas durcheinander geraten zu sein. Ein (spätes) Gedenken an NS-Opfer führt sich, jedenfalls zum Teil, selbst ad absurdum, wenn man diejenigen, die einem angemessenen Gedenken administrative und politische Knüppel zwischen die Beine werfen, auch noch einlädt, mit Unschuldsmiene eine Grußbotschaft am Gedenktag zu verkünden, um sich einen „weißen Fuß“ zu machen. „Salonfähig“ wird man nicht dadurch, indem man sich anbiedert.

Mich erinnert das an den IG-Bau-Chef Klaus Wiesehügel, der – wenngleich bis vor kurzem noch einer der schärfsten Gegner der menschenverachtenden Politikkonzepte des SPDlers Peer Steinbrück – sich jetzt zur bevorstehenden Bundestagswahl in das sogenannte Kompetenzteam eben dieses Peer Steinbrück begibt. Was für eine unglaubwürdige Botschaft!

Der Scheinheiligkeit der Stadt Uelzen aufgrund der Einladung an die Vizebürgermeisterin, eine Grußbotschaft auf der Gedenkveranstaltung zu halten, haben die Veranstalter damit Vorschub geleistet. Insoweit hatte die Gedenkveranstaltung leider einen faden Beigeschmack.

Margit Wulf,

Suderburg

[AZ] Leserbrief: Zweifelhafte Einstellung

Leserbrief zur Berichterstattung über die geplante Gedenkveranstaltung des „Bündnisses gegen Rechts“ und die Auseinandersetzungen mit der Stadt Uelzen:.

Dass Bürgermeister Otto Lukat, Jurist und aus Hamburg, wenn es gegen Rechts geht, inzwischen einen zweifelhaften Ruf genießt, hat sich über Uelzens Grenzen hinaus herumgesprochen. Dem „Bündnis gegen Rechts“ als Ausrichter einer Gedenkveranstaltung für die von den Nazis gedemütigte, denunzierte und verfolgte Familie Hermine und Dr. Rudolf Becker zu versagen mit der lächerlichen Begründung, Organisationen, die in irgendeiner Form einen politischen Anstrich haben, dürften den Ratssaal nicht benutzen, ist nur die Spitze des Eisbergs des politischen Chamäleons Otto Lukat.

Erstens: Einerseits schreibt er sich in Uelzen die Aktion „Stolpersteine“ zugute, und dass es jährlich im November eine kulturelle Gedenkfeier für NS-Opfer gibt. Andererseits hat er im Zusammenhang mit der ehemaligen Initiative „Keine Nazi-Straßennamen in Uelzen“ eine mehr als fragwürdige Rolle gespielt, woran hier in dem aktuellen Kontext erinnert werden muss. Worum ging es da? H.C. Seebohm, Namensgeber der ehemaligen Seebohmstraße, hatte sich während der NS-Zeit in großem Stil an zuvor arisiertem jüdischen Vermögensbesitz schamlos bereichert. J.M. Farina, Namensgeber der ehemaligen Farinastraße, von Beruf Verwaltungsjurist und vor und während der NS-Zeit Uelzens Bürgermeister, hat daran mitgewirkt, dass Ratsherren von KPD und SPD im Mai 1933 in „Schutzhaft“ ins KZ Moringen deportiert wurden. Diese und andere Verbrechen des Farina hinderten Lukat nicht daran, in aller Öffentlichkeit eine Lanze für ihn zu brechen: Farina habe seine Verdienste um das Wohl der Stadt, für die er viel geleistet habe. Im übrigen sei es der Tragik der Geschichte geschuldet, sich zwangsläufig auf den Nationalsozialismus mit dem Führer Adolf Hitler eingelassen zu haben. Den Ratsdamen und -herren, die für die Beibehaltung der Nazi-Straßennamen im Stadtrat votierten, zolle er seinen Respekt.

Zweitens: Als es darum ging, die Nazi-Straßennamen gegen neue Straßennamen umzutaufen und Uelzens Bürger aufgerufen waren, Namensvorschläge einzureichen – worunter auch Namen von NS-Opfern waren – erklärte Otto Lukat, er sei dagegen, weil das eine Überforderung von Uelzens Bürgern in den beiden Straßen sei, die ja bereits hätten hinnehmen müssen, dass die Nazi-Straßennamen aberkannt worden seien.

Drittens: Die Umbenennung der Farinastraße hinderte die Verwaltung der Stadt Uelzen unter ihrem Bürgermeister Lukat bis 2011 nicht daran, jährlich am Totensonntag den verstorbenen NS-Bürgermeister Farina durch eine offizielle Kranzniederlegung mit der Aufschrift „Zum Gedenken – Stadt Uelzen“ an seinem Grab zu ehren.

Viertens: Anfang 2011 initiierte der CDU-Ratsherr Peter Lücke ein offizielles Bürgerbegehren, den ehemaligen Nazi-Straßennamen Farinastraße wieder einzuführen. Lukat begrüßte das ausdrücklich: Das sei ein spannendes Mittel der Bürgerbeteiligung.

Fünftens: Im Mai 2012 starteten aufrechte Demokraten einen symbolischen Akt des zivilen Ungehorsams, indem sie aus Uelzens Bürgermeisterchronik im Rathaus das Bild von Farina aus der Ahnengalerie der ehrenwerten Bürgermeister Uelzens abhängten, es in einen braunen Müllsack stopften und ihn zwecks „Entsorgung“ Herrn Lukat überreichten. Lukats erste Reaktion: Er werde die Aktivisten wegen Verletzung seines Hausrechts anzeigen; später verzichtete er aus taktischen Gründen allerdings darauf mit der Begründung, weil er keine Märtyrer schaffen wolle.

Wir wollen es bei diesen „Verdiensten“ des SPD-Bürgermeisters Lukat und seiner Ehrung des Ansehens des linientreuen Nazi Farina belassen, und dass er sich jetzt mit dem Raumvergabeverbot an das „Bündnis gegen Rechts“ und seinen taktischen Spielchen zum nunmehr wiederholten Male ideologisch als grenzwertiger Demokrat selbst entlarvt hat. Und das auf dem Hintergrund der NSU-Morde. „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem er kroch“.

Jürgen Rattay,

22177 Hamburg

[AZ] Lukat stets an erster Stelle

Gedenkveranstaltung: Kontroverse um Nutzung des Ratssaals geht weiter

Die Auseinandersetzung zwischen dem „Bündnis gegen Rechts“ auf der einen sowie Rat und Politik der Stadt Uelzen auf der anderen Seite geht in die zweite Runde.

Während der Kreisverband Uelzen der Partei Die Linke die Entscheidung von Bürgermeister Otto Lukat, den Ratssaal dem Bündnis für eine Gedenkveranstaltung an die von den Nazis denunzierte Familie Dr. Becker nicht zur Verfügung zu stellen (AZ berichtete), scharf kritisiert, erfährt die Rathausspitze Unterstützung vom Vorstand der Geschichtswerkstatt Uelzen.

„Die formalistische Begründung der Absage sowie die Gleichgültigkeit gegenüber dem Inhalt der geplanten Veranstaltung halten wir für nicht angemessen. Sie passt leider überhaupt nicht in die Zeit“, betont Hermann Taubenberger vom Linken-Kreisvorstand. Die Begründung für diese Einschätzung liefert er gleich nach: „Wenn Nazi-Banden wieder (oder immer noch) ,national befreite Zonen’ einrichten können, wenn die lückenlose Aufklärung der Vorgänge um die NSU mit politischer Rückendeckung hintertrieben wird, dann sind die Ereignisse auf dramatische Weise über das gut gemeinte ,Wehret den Anfängen!’ hinweggegangen.“

Dietrich Banse, Vorstandsmitglied der Geschichtswerkstatt, möchte ausdrücklich den Konflikt zwischen dem „Bündnis gegen Rechts“ und der Verwaltung der Stadt Uelzen zur Nutzung des Ratssaals nicht bewerten – „da wir den Rechtsrahmen, in dem der Bürgermeister seine Entscheidung begründet, nicht kennen.“ Aber: „Wir teilen nicht die Meinung von Dr. Dieter Thiel (er hat die Gedenkveranstaltung maßgeblich für das Bündnis initiiert, d. Red.) und widersprechen ihm energisch, wenn er von ,purer Ignoranz gegenüber Uelzens Geschichte in der Zeit des Nationalsozialismus’ spricht.“ Denn, so Banse weiter, „seit Gründung der Geschichtswerkstatt und auch in den Jahren zuvor sind wir mit unseren Anliegen, Aspekte der verbrecherischen Politik der Nazis in der Stadt Uelzen aufzuarbeiten, darzustellen und zu vermitteln, stets auf offene Ohren bei Politik und Verwaltung gestoßen“. Besonders Bürgermeister Lukat habe stets an erster Stelle gestanden.

Banse erinnert in dem Zusammenhang unter anderem an die Realisierung von mehr als zehn zum Teil umfangreichen Projekten, in denen immer wieder der Versuch unternommen worden sei, neben anderen wichtigen Aspekten auch die Gewaltherrschaft der Nazis auf lokaler Ebene zu beschreiben. Grundsätzlich begrüßt die Geschichtswerkstatt, wenn sich Bürger – wie auch beispielhaft Dr. Thiel – sowohl mit der Rolle der Verwaltung im Nationalsozialismus als auch mit der leidvollen Geschichte der Familie Dr. Becker befassen.

Zur Erinnerung: Otto Lukat hatte die Nutzung des Ratssaals untersagt, da er nach eigenen Worten „keinen Präzedenzfall“ schaffen wollte. „Organisationen, die in irgendeiner Form politischen Anstrich haben, dürfen den Ratssaal nicht für ihre Zwecke nutzen. Was hätten wir denn anschließend machen sollen, wenn ein ,Bündnis gegen Links’ mit einer Veranstaltung gekommen wäre?“

Nach der Absage aus dem Rathaus wird das „Bündnis gegen Rechts“ seine Veranstaltung jetzt am 11. Mai im Martin-Luther-Haus stattfinden lassen.

Quelle:
http://www.az-online.de/lokales/landkreis-uelzen/uelzen/lukat-stets-erster-stelle-2876684.html

[AZ] Leserbrief: Ungeschick im Umgang mit Nazi-Geschichte

Zur Berichterstattung über eine nicht genehmigte Ausstellung über Nazi-Verbrechen im Rathaus Uelzen:.

Letztlich überrascht es nicht, dass Bürgermeister Lukat den Rathaussaal für eine Veranstaltung im Rahmen des Gedenkens an die Opfer des nationalsozialistischen Terrors mit der Begründung verweigert, man wolle den Eindruck vermeiden, „Organisationen mit politischem Anstrich“ zu unterstützen und damit für andere einen Präzedenzfall zu schaffen.

Wie Dr. Thiel zu Recht betont, handelt es sich beim „Bündnis gegen Rechts“ um keine politische Organisation, sondern um eine Gruppe von Bürgern, die sich zur Aufgabe gemacht hat, einer von den Nazis besonders brutal verfolgten Uelzener Familie zu gedenken. Lukat weiß das. Seine jetzt demonstrierte ablehnende Haltung steht im Einklang mit seinen zögerlichen Positionen vor drei Jahren, als es um die Umbenennung nazi-belasteter Straßennamen ging. Schon damals ließ er Hemmungen erkennen, als es um Untaten von Nazi-Tätern aus dem Uelzener gesellschaftlichen Establishment (wie Farina) ging. Dass er jetzt mit hohem Ungeschick im Fall der Familie Becker auch noch den Erinnerungs-Zensor spielt, wirft kein gutes Licht auf ihn.

Besser wäre es gewesen, wenn die Stadt Uelzen von sich aus schon längst eine Becker-Gedenkveranstaltung organisiert hätte. Seit Kriegsende war Zeit. So entsteht der Eindruck, dass die Stadt Uelzen sich nur halbherzig ihrer unrühmlichen Nazi-Vergangenheit stellen will.

Friedhelm Klinkhammer, Bad Bevensen

[AZ] Leserbrief: „Rathausspitze und der Politik“ Angst unterstellt?

Leserbrief zu den Artikeln „Bündnis attackiert die Stadt“ und „Angst sich mit den Gräueltaten der Nazis zu befassen“, AZ vom 18. April 2013.

Mit großem Interesse haben wir den o.a. Artikel zur Kenntnis genommen und nehmen wie folgt dazu Stellung:

1. Die Geschichtswerkstatt Uelzen e.V. begrüßt es ausdrücklich, dass sich Bürger der Stadt engagiert mit der jüngeren Geschichte Uelzens und insbesondere mit der Rolle der Verwaltung im Nationalsozialismus befassen.

2. Wir finden es außerordentlich beachtenswert, dass sich Herr Dr. Thiel beispielhaft intensiv mit der leidvollen Geschichte der Familie Dr. Becker befasst und dabei exemplarisch die Verwicklung der Verwaltung in die Machenschaften gegen Becker darstellen kann.

3. Wir unterstützen das Anliegen der Mitglieder des „Bündnis gegen Rechts“ im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung ein Zeitzeugen- bzw. Generationengespräch zu initiieren.

4. Wir beziehen keine Stellung zum Konflikt zwischen der Verwaltung der Stadt Uelzen und des „Bündnis gegen Rechts“ in Sachen Nutzung des Ratssaales für die Veranstaltung am 11.5.13, da wir den Rechtsrahmen, in dem der Bürgermeister seine Entscheidung begründet, nicht kennen.

Jedoch teilen wir nicht die Meinung von Herrn Dr. Thiel, sondern widersprechen ihm entschieden, wenn er von „purer Ignoranz gegenüber Uelzens Geschichte in der Zeit des Nationalsozialismus“ spricht und dabei die gegenwärtige politische Spitze der Stadt Uelzen und seiner Verwaltung meint und pauschal, wie wir meinen unbegründet, der „Rathausspitze und der Politik“ Angst unterstellt, „sich mit der Geschichte und den Gräueltaten der Nazis zu befassen“ Seit Gründung der Geschichtswerkstatt Uelzen e.V. und auch in den Jahren davor sind wir mit unseren Anliegen, Aspekte der verbrecherischen Politik der Nazis in der Stadt Uelzen auf zu arbeiten, darzustellen und zu vermitteln stets auf offene Ohren bei Politik und Verwaltung gestoßen, besonders von dem Zeitpunkt an, von dem an Herr Lukat zunächst an erster Stelle in der Verwaltung stand und später als Bürgermeister politische Verantwortung übernommen hat.

• Schon vor Gründung der Geschichtswerkstatt Uelzen e.V. hat die Stadt meine Bemühungen unterstützt, eine Geschichte des Außenlagers Uelzens – KZ Neuengamme zu schreiben.

• Zunächst gegen den jahrelangen Widerstand der damaligen politischen Opposition gelang es mir 1999 in enger Zusammenarbeit mit Lukat Bronzetafeln am Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus anzubringen, auf denen die Opfergruppen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft konkret benannt werden.

• Nach Gründung der Geschichtswerkstatt Uelzen e.V. 2001 fand der Verein vielfältige Unterstützung bei Rat, Verwaltung und politischer Spitze bis heute. So bei der Realisierung von mehr als zehn zum Teil umfangreichen Projekten, in denen immer wieder der Versuch unternommen wurde, neben anderen für uns wichtigen Aspekten auch die Gewaltherrschaft der Nazis auf lokaler Ebene zu beschreiben.

Wir beziehen aus dem o.a. Grund keine Position zu der unterschiedlichen Rechtsauffassung, was die Nutzung des Ratssaales angeht, doch glauben wir nicht, dass Polemik und persönliche Angriffe der Sache gerecht werden.

Für den Vorstand der Geschichtswerkstatt Uelzen e.V.,

Dietrich Banse

Quelle:
http://www.az-online.de/community/leserbriefe/leserbriefe-landkreis-uelzen/leserbrief-artikeln-buendnis-attackiert-stadt-2875370.html

[AZ] Bündnis attackiert Stadt

„Nein“ zur Ratssaal-Nutzung: „Pure Ignoranz gegenüber Uelzen in der NS-Zeit“

Das „Bündnis gegen Rechts“ ist mächtig sauer über Politik und Verwaltung der Stadt Uelzen.

„Es ist die pure Ignoranz gegenüber Uelzens Geschichte in der Zeit des Nationalsozialismus’, dass man es ablehnt, für eine Veranstaltung zum Erinnern an die vom Nazi-Regime denunzierte und gedemütigte Familie Becker den Ratssaal zur Verfügung zu stellen“, übt Dr. Dieter Thiel, Mitglied des „Bündnis gegen Rechts“, massive Kritik an den Verantwortlichen im Rathaus.

Das Bündnis, das sich nach Worten Thiels aus „rund 20 älteren Bürgern, Studenten und Schülern zusammen- und für Toleranz, Freiheit und Menschenrechte einsetzt“, hatte seit Oktober vergangenen Jahres in mehreren Schriftwechseln und dessen Gesprächen mit Verwaltung und Bürgermeister Otto Lukat gebeten, den Ratssaal für eine Gedenkveranstaltung – unter anderem mit den Kindern der in der Zwischenzeit verstorbenen Eheleute Hermine und Dr. Rudolf Becker – nutzen zu dürfen. Ohne Erfolg. Durch die städtische Absage lässt sich das Bündnis allerdings nicht von seiner Absicht abbringen. „Wir haben bei Propst Jörg Hagen nachgefragt, von dort wurde uns kurzfristig gewährt, für unsere Veranstaltung am Sonnabend, 11. Mai, das Martin-Luther-Haus in der Pastorenstraße 4 zu nutzen“, kündigt Thiel einen Ortswechsel an.

Den hätte es nach Aussage von Bürgermeister Lukat gar nicht bedurft. „Ich habe dem Bündnis eine Möglichkeit aufgezeigt, in welcher Form sie den Ratssaal hätten belegen können. Wenn das Bündnis die Veranstaltung unter dem Dach des Präventionsrates ausgerichtet hätte, wäre der Ratssaal offen gewesen.“ Lukat erläutert den Hintergrund: „Organisationen, die in irgendeiner Form politischen Anstrich haben, dürfen den Ratssaal nicht für ihre Zwecke nutzen. Dann hätten wir einen Präzedenzfall geschaffen. Was hätten wir anschließend machen sollen, wenn ein ,Bündnis gegen Links’ mit einer Veranstaltung gekommen wäre? Diese Flanke dürfen wir nicht aufmachen.“

Städtische Überlegungen, die Thiel nicht teilt: „Wir wollen keine Präventions-, sondern eine Erinnerungsveranstaltung durchführen. Und eine politische Partei oder Organisation sind wir schon gar nicht. Wir sind eine gesellschaftliche Gruppe.“

Quelle: http://www.az-online.de/lokales/landkreis-uelzen/uelzen/buendnis-attackiert-stadt-2857727.html

[AZ] „Löschangriff gegen Rechts“

Aktion gegen Unterwanderung der Wehren / Auftaktveranstaltung für fünf Kreise in Uelzen

Wehret den Anfängen: Mit einem landesweiten Gemeinschaftsprojekt des Niedersächsischen Innenministeriums und des Landesfeuerwehrverbandes soll eine Unterwanderung der Wehren durch Rechtsradikale verhindert werden.

Für die Landkreise Uelzen, Celle, Lüneburg, Harburg und Lüchow-Dannenberg wird die Auftaktveranstaltung zu „Löschangriff gegen Rechts“ am kommenden Sonnabend, 13. April, in Uelzen stattfinden. Dazu werden bis zu 200 Feuerwehrmänner und -frauen aus den fünf Kreisen in der Uhlenköperstadt erwartet.

Wie Claus Bauck, Kreisbrandmeister von Lüchow-Dannenberg und Mitglied des Landessozialausschusses im Niedersächsischen Feuerwehrverband, im AZ-Gespräch sagte, sollen die Wehren für das Thema Rechtsradikalismus sensibilisiert werden. Rechtsradikale seien keine Bomberjacken- und Stiefelträger mehr, sondern nette und hilfsbereite Kumpel von nebenan. „Diese Herrschaften suchen Strukturen, in denen sie ihre Gesinnung verbreiten können. Leider gelang ihnen dies schon in anderen Bundesländern. In Niedersachsen haben wir noch nicht das große Problem damit, allerdings wollen wir den Rechtsradikalen auch gar keine Tür öffnen“, so Claus Bauck.

Dazu wird bei der Auftaktveranstaltung am Sonnabend, die ab 14 Uhr im Ratssaal des Uelzener Rathauses stattfindet, zunächst ein Vortrag über Rechtsradikalismus in Deutschland gehalten. Mitarbeiter der Niedersächsischen Extremismus-Informationsstelle werden referieren. Im Anschluss, so Claus Bauck, werde es um die Prävention gegen Rechts gehen. „Wie finde ich heraus, ob Rechtsradikale sich in Wehren verankern wollen? Wie kann ich dies unterbinden? Das sind Fragen, die dann die Teilnehmer der Auftaktveranstaltung beschäftigen werden“, erklärt er.

Der Kreisbrandmeister, der in der Arbeitsgruppe zum „Löschangriff gegen Rechts“ des Landes-Feuerwehrverbandes mitarbeitet, betont, dass der Termin am Sonnabend nur der Startschuss ist. Die in Uelzen vermittelten Informationen müssten in den Kreis- und Ortswehren weitergegeben werden, damit ein dichtes Netz gegen Rechts gebildet werde.

Quelle:
http://www.az-online.de/lokales/landkreis-uelzen/uelzen/loeschangriff-gegen-rechts-2841885.html

[Artikel Allgemeine Zeitung Uelzen: (K)ein Angriff gegen Rechts]