Heinrich Wieszceczynski wurde am 9. Oktober 1919 als Sohn einer polnischen Einwandererfamilie in Wanne/Westfalen geboren. Nach seinem Schulabschluss erlernte er das Schlosserhandwerk. Als Zwanzigjähriger musste er ab 1939 als Mensch 2. Klasse Zwangsarbeit leisten. In Uelzen arbeitete er auf dem Güterbahnhof für die Reichsbahn.
Nach einer Handgreiflichkeit mit einem Arbeitskollegen am 16. Oktober 1942 schaltete Bürgermeister Farina die Gestapo Lüneburg ein. Das Einschalten der Gestapo war gleichbedeutend mit einem Todesurteil. Noch am gleichen Tag wurde Wieszceczynski in das Lüneburger Gerichtsgefängnis gebracht. Nachdem seine „slawische“ Abstammung durch das Reichssicherheitshauptamt bestätigt wurde, erfolgte am 15. Januar 1943 ohne Gerichtsverfahren die Sonderbehandlung, d.h. Hinrichtung, an einem primitiven Galgen durch die Gestapo auf Uelzener Stadtgebiet in Anwesenheit Uelzener Polizeibeamter. Zur Abschreckung wurden alle polnischen Zwangsarbeiter/innen der Region an seinem Leichnam vorbeigeführt. Entgegen dem üblichen Verfahren der Todesanzeige durch die Gestapo, zeigte Bürgermeister Farina selbst den Tod mit Angabe der Todesursache „Tod durch Erhängen“ schriftlich beim Standesamt an. Der Leichnam von Heinrich Wieszceczynski ging an das anatomische Institut des Universitätsklinikums Eppendorf. Über den Tod ihres Kindes haben die Eltern nie eine Nachricht erhalten.
Bis heute sind wir erschüttert über den Rassenhass und die brutale Gewalt, die dem 23-jährigen Mann erst die Würde und dann das Leben nahm.
Wir hoffen, dass die Stadt Uelzen eine würdige Form des Gedenkens für Heinrich Wieszceczynski findet.
Uelzener Bündnis gegen Rechts, 9. Januar 2014