Schlagwort-Archive: Geschichtswerkstatt

Die Geschichtswerkstatt entstand zwischen 1999 und 2000. Anlass waren Überlegungen, Zeitgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts in Uelzen lebendig werden zu lassen. Dabei sollten auch unbequeme Themen erarbeitet werden, Themen, die Fragen aufwerfen, Themen, die bis dahin tabuisiert waren:
Geschichtswerkstatt Uelzen

Bündnis gegen Rechts plant Putzaktion

Anlässlich des 75. Jahrestages der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 plant das Uelzener Bündnis gegen Rechts eine „Putzaktion“, um rechte Schmierereien in der Uelzener Innenstadt zu entfernen.
Während eine Schmiererei der »Freien Kräfte Uelzen« noch seit November letzten Jahres in der Turmstraße zu finden ist, sind im Laufe der Zeit diverse andere Schmierereien dazu gekommen.
Auch in den letzten Wochen kam es mehrmals zu rechten Schmiereien, u.a. wurden Anfang September mehrere Hakenkreuze in Uelzen und Oldenstadt gesprüht, immer wieder werden Aufkleber der neuen Partei »Die Rechte« in der Innenstadt verklebt.
Zu letzt sorgten die Schmierereien am Veerßer Sportplatz für öffentliches Aufsehen.

Wir freuen uns über das vielfältige Programm am 9. November durch Geschichtswerkstatt, Kirche und PfadfinderInnen und wollen es mit unserer Aktion einen Bezug zwischen der Geschichte und dem aktuellen Auftreten von Neonazis herstellen.

Die Putzaktion startet am Samstag um 13.30 Uhr in der Turmstraße.

PM: Veranstaltung mit der Familie Becker

In der von der Geschichtswerkstatt veröffentlichten Stellungnahme schildert diese die Erfolge welche sie in Kooperation mit der Stadt Uelzen erreichen konnte. Dies ist auch in unserem Sinn.

Wir können nicht nachvollziehen, warum uns bei der von uns vorgeschlagenen Veranstaltung mit der Familie Becker solche Hürden aufgebaut werden.

Die Familie Becker hat sich in den Jahren von 1933-45 der nationalsozialistischen Ideologie entgegen gestellt. Nach dem Krieg wurden sie nicht als Opfer anerkannt, sondern wie Verräter behandelt.

Zum Schicksal der Familie Becker haben alle „Maßgeblichen“ beigetragen: Der Bürgermeister Johann Maria Farina, der Kreisleiter Albert Rodegerdts, die Ortsgruppenführer der NS Organisationen, die Polizeibeamten und auch die Juristen und nach Kriegsende der damalige Stadtdirektor Dr. Sievers. Weiterlesen

[AZ] Lukat stets an erster Stelle

Gedenkveranstaltung: Kontroverse um Nutzung des Ratssaals geht weiter

Die Auseinandersetzung zwischen dem „Bündnis gegen Rechts“ auf der einen sowie Rat und Politik der Stadt Uelzen auf der anderen Seite geht in die zweite Runde.

Während der Kreisverband Uelzen der Partei Die Linke die Entscheidung von Bürgermeister Otto Lukat, den Ratssaal dem Bündnis für eine Gedenkveranstaltung an die von den Nazis denunzierte Familie Dr. Becker nicht zur Verfügung zu stellen (AZ berichtete), scharf kritisiert, erfährt die Rathausspitze Unterstützung vom Vorstand der Geschichtswerkstatt Uelzen.

„Die formalistische Begründung der Absage sowie die Gleichgültigkeit gegenüber dem Inhalt der geplanten Veranstaltung halten wir für nicht angemessen. Sie passt leider überhaupt nicht in die Zeit“, betont Hermann Taubenberger vom Linken-Kreisvorstand. Die Begründung für diese Einschätzung liefert er gleich nach: „Wenn Nazi-Banden wieder (oder immer noch) ,national befreite Zonen’ einrichten können, wenn die lückenlose Aufklärung der Vorgänge um die NSU mit politischer Rückendeckung hintertrieben wird, dann sind die Ereignisse auf dramatische Weise über das gut gemeinte ,Wehret den Anfängen!’ hinweggegangen.“

Dietrich Banse, Vorstandsmitglied der Geschichtswerkstatt, möchte ausdrücklich den Konflikt zwischen dem „Bündnis gegen Rechts“ und der Verwaltung der Stadt Uelzen zur Nutzung des Ratssaals nicht bewerten – „da wir den Rechtsrahmen, in dem der Bürgermeister seine Entscheidung begründet, nicht kennen.“ Aber: „Wir teilen nicht die Meinung von Dr. Dieter Thiel (er hat die Gedenkveranstaltung maßgeblich für das Bündnis initiiert, d. Red.) und widersprechen ihm energisch, wenn er von ,purer Ignoranz gegenüber Uelzens Geschichte in der Zeit des Nationalsozialismus’ spricht.“ Denn, so Banse weiter, „seit Gründung der Geschichtswerkstatt und auch in den Jahren zuvor sind wir mit unseren Anliegen, Aspekte der verbrecherischen Politik der Nazis in der Stadt Uelzen aufzuarbeiten, darzustellen und zu vermitteln, stets auf offene Ohren bei Politik und Verwaltung gestoßen“. Besonders Bürgermeister Lukat habe stets an erster Stelle gestanden.

Banse erinnert in dem Zusammenhang unter anderem an die Realisierung von mehr als zehn zum Teil umfangreichen Projekten, in denen immer wieder der Versuch unternommen worden sei, neben anderen wichtigen Aspekten auch die Gewaltherrschaft der Nazis auf lokaler Ebene zu beschreiben. Grundsätzlich begrüßt die Geschichtswerkstatt, wenn sich Bürger – wie auch beispielhaft Dr. Thiel – sowohl mit der Rolle der Verwaltung im Nationalsozialismus als auch mit der leidvollen Geschichte der Familie Dr. Becker befassen.

Zur Erinnerung: Otto Lukat hatte die Nutzung des Ratssaals untersagt, da er nach eigenen Worten „keinen Präzedenzfall“ schaffen wollte. „Organisationen, die in irgendeiner Form politischen Anstrich haben, dürfen den Ratssaal nicht für ihre Zwecke nutzen. Was hätten wir denn anschließend machen sollen, wenn ein ,Bündnis gegen Links’ mit einer Veranstaltung gekommen wäre?“

Nach der Absage aus dem Rathaus wird das „Bündnis gegen Rechts“ seine Veranstaltung jetzt am 11. Mai im Martin-Luther-Haus stattfinden lassen.

Quelle:
http://www.az-online.de/lokales/landkreis-uelzen/uelzen/lukat-stets-erster-stelle-2876684.html

[AZ] Leserbrief: „Rathausspitze und der Politik“ Angst unterstellt?

Leserbrief zu den Artikeln „Bündnis attackiert die Stadt“ und „Angst sich mit den Gräueltaten der Nazis zu befassen“, AZ vom 18. April 2013.

Mit großem Interesse haben wir den o.a. Artikel zur Kenntnis genommen und nehmen wie folgt dazu Stellung:

1. Die Geschichtswerkstatt Uelzen e.V. begrüßt es ausdrücklich, dass sich Bürger der Stadt engagiert mit der jüngeren Geschichte Uelzens und insbesondere mit der Rolle der Verwaltung im Nationalsozialismus befassen.

2. Wir finden es außerordentlich beachtenswert, dass sich Herr Dr. Thiel beispielhaft intensiv mit der leidvollen Geschichte der Familie Dr. Becker befasst und dabei exemplarisch die Verwicklung der Verwaltung in die Machenschaften gegen Becker darstellen kann.

3. Wir unterstützen das Anliegen der Mitglieder des „Bündnis gegen Rechts“ im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung ein Zeitzeugen- bzw. Generationengespräch zu initiieren.

4. Wir beziehen keine Stellung zum Konflikt zwischen der Verwaltung der Stadt Uelzen und des „Bündnis gegen Rechts“ in Sachen Nutzung des Ratssaales für die Veranstaltung am 11.5.13, da wir den Rechtsrahmen, in dem der Bürgermeister seine Entscheidung begründet, nicht kennen.

Jedoch teilen wir nicht die Meinung von Herrn Dr. Thiel, sondern widersprechen ihm entschieden, wenn er von „purer Ignoranz gegenüber Uelzens Geschichte in der Zeit des Nationalsozialismus“ spricht und dabei die gegenwärtige politische Spitze der Stadt Uelzen und seiner Verwaltung meint und pauschal, wie wir meinen unbegründet, der „Rathausspitze und der Politik“ Angst unterstellt, „sich mit der Geschichte und den Gräueltaten der Nazis zu befassen“ Seit Gründung der Geschichtswerkstatt Uelzen e.V. und auch in den Jahren davor sind wir mit unseren Anliegen, Aspekte der verbrecherischen Politik der Nazis in der Stadt Uelzen auf zu arbeiten, darzustellen und zu vermitteln stets auf offene Ohren bei Politik und Verwaltung gestoßen, besonders von dem Zeitpunkt an, von dem an Herr Lukat zunächst an erster Stelle in der Verwaltung stand und später als Bürgermeister politische Verantwortung übernommen hat.

• Schon vor Gründung der Geschichtswerkstatt Uelzen e.V. hat die Stadt meine Bemühungen unterstützt, eine Geschichte des Außenlagers Uelzens – KZ Neuengamme zu schreiben.

• Zunächst gegen den jahrelangen Widerstand der damaligen politischen Opposition gelang es mir 1999 in enger Zusammenarbeit mit Lukat Bronzetafeln am Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus anzubringen, auf denen die Opfergruppen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft konkret benannt werden.

• Nach Gründung der Geschichtswerkstatt Uelzen e.V. 2001 fand der Verein vielfältige Unterstützung bei Rat, Verwaltung und politischer Spitze bis heute. So bei der Realisierung von mehr als zehn zum Teil umfangreichen Projekten, in denen immer wieder der Versuch unternommen wurde, neben anderen für uns wichtigen Aspekten auch die Gewaltherrschaft der Nazis auf lokaler Ebene zu beschreiben.

Wir beziehen aus dem o.a. Grund keine Position zu der unterschiedlichen Rechtsauffassung, was die Nutzung des Ratssaales angeht, doch glauben wir nicht, dass Polemik und persönliche Angriffe der Sache gerecht werden.

Für den Vorstand der Geschichtswerkstatt Uelzen e.V.,

Dietrich Banse

Quelle:
http://www.az-online.de/community/leserbriefe/leserbriefe-landkreis-uelzen/leserbrief-artikeln-buendnis-attackiert-stadt-2875370.html